Athleisure: Was steckt dahinter?

Schon vor den Beginn der Corona-Pandemie deutete sich ein Modetrend an, den man als „neue Bequemlichkeit“ bezeichnen könnte. Gerade in einer schnelllebigen Zeit mit vielen aktiven Menschen darf und soll Kleidung im Alltag nicht stören, aber trotzdem modisch aussehen. Längst verschwimmen die Konturen zwischen der Sportswear und der Haute Couture

Sportartikelhersteller von Adidas bis Nike arbeiten mit Modedesignern zusammen – und die Inspiration erfolgt auch in die umgekehrte Richtung. So erklärt sich auch das Kunstwort Athleisure, in dem „Athletics“ und „Leisure“ zueinanderfinden.

 

Das Homeoffice hat den Trend verstärkt

Wurde auch in eurem Umfeld während des Corona-Lockdowns getuschelt, welcher Kollege oder welche Kollegin zu Hause wohl in welchem Outfit am Computer sitzt? Klar ist, dass Saint Laurent Taschen zwar unterwegs glänzen können, am heimischen Schreibtisch aber nicht benötigt werden. Trotzdem ist die Wahrheit weit weniger spektakulär, als es sich einige Leute vielleicht ausgemalt haben. Genau wie ihr selbst haben sich die meisten Mitarbeitenden zu Hause wahrscheinlich für einen durchaus schicken, aber vor allem bequemen Look entschieden. Also für jene Kleidung, die bei aller Bequemlichkeit auch geeignet ist, sich jederzeit zur Videokonferenz einzufinden. Balenciaga treibt die Symbiose aus Sport und Chic mit der eigenen Kollektion auf die Spitze und gehört gerade deswegen zu den angesagtesten Labels 2022.

 

Zurück ins Büro: Was könnt Ihr tragen?

Eine klare, allgemeingültige Vorgabe hierzu gibt es nicht. Tatsächlich gibt es nach wie vor Unternehmen, die auf den althergebrachten Dresscode bestehen, sodass ihr als Frau nicht am Kleid oder am Kostüm mit Blazer vorbeikommt und als Mann nicht am Anzug mit gestärktem Hemd und Krawatte. Fast überall macht man sich aber auch in der Chefetage so locker, dass ihr als Mitarbeitende sehr weitgehende Freiheiten habt. In den 1980er Jahren war es noch ein Skandal, als Joschka Fischer seinen Amtseid als hessischer Umweltminister in Turnschuhen ablegte. In gewisser Weise war er allerdings ein Vorreiter der neuen Gelassenheit. Mit Sneaker provoziert ihr im Büro niemanden mehr und es gibt sogar so elegante Modelle, dass ihr sie auch für den Empfang beim Botschafter einfach an den Füßen belassen könnt.

Wenn ihr eher klassische Schuhmodelle bevorzugt, könnt ihr euch über den Einfluss aus dem Sportswear-Bereich aber ebenfalls freuen. Ob Budapester, Chelsea-Boots oder Pumps, viele Modelle bestehen aus atmungsaktiven Materialien und verfügen über eine so ausgeklügelte Laufsohle, dass sie euch bequem durch den Tag tragen. Sogar dann, wenn ihr auf der Messe viele Kilometer zu Fuß zurücklegen müsst. Und nicht nur die Schuhdesigner holen sich Inspiration bei den Sportartikelherstellern. Anzüge und Kostüme der heutigen Generation sind wahre Hightech-Produkte, in denen ihr auch an heißen Sommertagen kaum ins Schwitzen kommt. Dank elastischen Stoffen beziehungsweise entsprechenden Einsätzen drückt und zwickt hier natürlich nichts mehr. Ergo: Dort, wo ihr etwas legerer gekleidet sein dürft, habt ihr eine recht breite Auswahl an geeigneter Kleidung. Aber auch der konservative Dresscode ist aufgrund sportlich-moderner Schnitte und besserer Materialien längst nicht mehr so steif und unbequem wie früher.

 

Steve Jobs hat nicht nur technische Trends begründet

Der verstorbene Apple-Gründer war ein Genie, wenn es um Computer und Kommunikationstechnik ging. Mit einem siebten Sinn blickte er in die Zukunft und erkannte, was gewollt und gebraucht wird. In modischer Hinsicht machte er den schwarzen Rollkragenpullover zum Maß aller Dinge und präsentierte sich damit so sportlich wie elegant. Mit Sicherheit würde Steve Jobs den Trend zur Athleisure mit zufriedenem Lächeln zur Kenntnis nehmen. Und vielleicht hätte er sogar die eine oder andere Idee, um diese Entwicklung nicht nur zu begleiten, sondern voranzutreiben.